Glossar

Agenda 2030

Der Zukunftsvertrag entstand unter breiter Beteiligung der Zivilgesellschaft in aller Welt und wurde im September 2015 in New York von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Mit der Agenda 2030 erklärt sich die internationale Staatengemeinschaft bereit, die globalen Herausforderungen gemeinsam lösen zu wollen und verbindet damit zwei bisher voneinander getrennte globale Prozesse: die Armuts- und Entwicklungsagenda der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) und die Nachhaltigkeitsagenda („Rio-Prozess“). Im Zentrum stehen 5 handlungsleitende Prinzipien: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft (engl. 5 Ps: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership). Die Agenda umfasst einen Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs).

Sustainable Development Goals (SDGs)

Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele mit ihren dazugehörigen 169 Unterzielen (sog. Zielvorgaben) wurden im Rahmen der Agenda 2030 formuliert und berücksichtigen alle Aspekte von nachhaltiger Entwicklung. Die sog. 17 Ziele beziehen sich auf die Bereiche Wirtschaft, Ökologie und Soziales und sind eng miteinander verknüpft, bergen aber auch Zielkonflikte. Eine zentrale Rolle wird dem SDG 4 „Hochwertige Bildung“ zuteil, denn echte Fortschritte sind nur möglich, wenn alle Menschen weltweit Zugang zu hochwertiger Bildung erhalten. Wie die Umsetzung der SDGs in der Regierungsarbeit der Bundesregierung in Deutschland aktuell und zukünftig erfolgt, wird in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie dargestellt, die im Jahr 2016 weiterentwickelt und von der Bundesregierung verabschiedet wurde.

UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE

Ziel dieses Programms ist es, BNE-Aktivitäten weltweit anzustoßen und zu intensivieren. Dies beinhaltet, Bildung und Lernen so zu gestalten, dass jeder Mensch Wissen, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen erwerben kann, die es für ein gerechteres, friedliches und nachhaltigeres gesellschaftliches Zusammenleben braucht. Zudem soll die Rolle der Bildung in allen Programmen, die nachhaltige Entwicklung fördern, gestärkt werden.

Nachhaltigkeit

Das Nutzungskonzept beschreibt den sparsamen und verantwortungsvollen Umgang mit nichterneuerbaren Ressourcen sowie die Beachtung der Regenerationsfähigkeit von erneuerbaren und nachwachsenden Beständen. Nachhaltigkeit betrifft verschiedene Ebenen und wird abhängig vom Kontext unterschiedlich verwendet. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung müssen alle Dimensionen von Nachhaltigkeit (Kultur, Soziales, Ökologie, Wirtschaft) gleichberechtigt umgesetzt werden, damit eine Gesellschaft ökologisch, ökonomisch und sozial leistungsfähig bleibt. Dabei soll die Wirtschaft dem Gemeinwohl dienen. Globale Gerechtigkeit und Generationenverantwortung sind hierbei zentrale Aspekte: Nachhaltiges Denken berücksichtigt planetare Grenzen und natürliche Ressourcen, damit die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen auf allen Teilen dieser Erde dauerhaft erhalten bleiben.

Gestaltungskompetenzen

Das Konzept der Gestaltungskompetenzen nach de Haan zielt darauf ab, wichtige Schlüsselkompetenzen (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Wissen, Wertehaltung) zu fördern. Der Erwerb dieser Kompetenzen ist ein zentrales Bildungsziel von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und nötig, um vorwärtsgewandte Strategien und eine offene Auseinandersetzung mit Zukunft zu ermöglichen sowie nachhaltige Entwicklungsprozesse zu verwirklichen. Hierfür hat das Nationalkomitee der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005-2014) 12 Gestaltungskompetenzen definiert, die in 3 Teilbereiche gegliedert werden: Sach- und Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz. Hierzu zählt unter anderem, Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden und Probleme zu erkennen, Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu ziehen, darauf basierende werteorientierte Entscheidungen zu treffen und individuell, gemeinschaftlich und politisch umzusetzen.

Whole Institution Approach

Bei diesem Ansatz verstehen Lernorte und Institutionen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Querschnittsaufgabe und versuchen einen ganzheitlichen BNE-Ansatz umzusetzen. Bildungsstätten wie Schulen, Hochschulen oder Vereine richten Lernprozesse und Methoden auf BNE aus und berücksichtigen auch bei Organisation und Beschaffung die Prinzipien der Nachhaltigkeit. Zudem kooperieren ganzheitliche Lernorte auf kommunaler Ebene und arbeiten eng und kontinuierlich mit externen Partner*innen zusammen.

Sozial-ökologische Transformation

Der Begriff der sozial-ökologischen Transformation prägt die Nachhaltigkeitsdebatte und steht für ein Gegenmodell zur globalisierten Wirtschaftsordnung, die von kurzfristiger Verwertung, Fortschrittsdenken und dauerhaftem Wachstum lebt. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) versteht darunter den nachhaltigen weltweiten Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Für diese „Große Transformation“ müssen Produktion, Konsummuster und Lebensstile so verändert werden, dass die globalen Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten auf ein absolutes Minimum sinken und klimaverträgliche Gesellschaften entstehen können. Dass die Idee des selbstregulierenden Marktes nicht über längere Zeit bestehen kann, ohne die menschliche und natürliche Substanz der Gesellschaft zu vernichten, erkannte der Wirtschaftshistoriker Karl Polanyi bereits 1944. Für eine erfolgreiche sozial-ökologische Transformation sind konkrete Lösungen für eine Energie-, Verkehrs- und Agrarwende mit langfristigen Perspektiven für Mensch und Umwelt nötig, die Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam entwickeln. Die Sustainable Development Goals stellen hierfür eine Leitlinie dar.

Multiplikator*innen

Um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) strukturell und systematisch in Institutionen, Bildungseinrichtungen und letztlich in der Gesellschaft zu verankern, braucht es Weiter- und Fortbildungsangebote, damit sich Mitarbeiter*innen und Bürger*innen zu qualifizierten Multiplikator*innen für BNE weiterentwickeln können.

Formale, non-formale und informelle Bildung

Die drei Bildungsformen ergänzen und verstärken sich gegenseitig. Formale Bildung findet innerhalb des staatlichen Bildungssystem statt – von der Grundschule bis zur Universität – und schließt Programme zur technischen und beruflichen Bildung ein. Der Großteil der Lernprozesse geschieht jedoch außerhalb von Bildungseinrichtungen. Diese außerschulische Bildung wird auch als non-formale Bildung bezeichnet. Sie ist freiwillig, partizipativ, ganzheitlich, prozessorientiert und im Idealfall jedem Menschen zugänglich. Erwerben Menschen Haltungen, Fähigkeiten und Wissen aus der eigenen Lebenswelt und durch persönliche Erfahrung im Alltag, in der Familie, in der Freizeit, über Medien o.ä. spricht man von informeller Bildung. Non-formales und informelles Lernen sind – anders als die formale schulische Bildung – nicht an starre Strukturen gebunden und begleiten einen Menschen ein Leben lang. Durch unterschiedliche Lernorte, Themen und Methoden bietet die non-formale, informelle Bildung den Lernenden unterschiedlichste Bildungs- und Handlungserfahrungen und somit vielseitige Möglichkeiten zur Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Suffizienz

Der Begriff ist Teil der unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie bestehend aus Suffizienz (Bescheidenheit), Effizienz (Sparsamkeit), Konsistenz (Naturverträglichkeit) und Resilienz (Belastbarkeit). Zwischen dem sog. magischen Viereck bestehen Zielkonflikte aber auch Harmonien.
Öko-Suffizienz steht für eine bescheidene Lebens- und Wirtschaftsweise, die einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch angestrebt. Dies kann beispielsweise durch einen reduzierten Verbrauch von ressourcenintensiven Gütern bzw. Dienstleitungen z.B. durch Entschleunigung, Entflechtung, Entkommerzialisierung und Entrümpelung geschehen, also durch ein verändertes Nutzungsverhalten (z.B. Carsharing) und im Üben von Genügsamkeit.
Öko-Effizienz bedeutet, mit weniger Ressourcen bessere Ergebnisse zu erzielen oder mit gleicher Menge an Ressourcen mehr Output zu generieren. Dabei sollen weniger CO2/Schadstoffe ausgestoßen, die Recyclingfähigkeit von Produkten erhöht und der Einsatz wiederverwendeter Materialien maximiert werden, um die Umweltauswirkungen so gering wie möglich zu halten. Die dominante Strategie setzt vor allem auf technischen Fortschritt. Der Prozess der Rohstoffverknappung und Umweltbelastung wird dadurch zwar verlangsamt, aber nicht gestoppt. Rebound-Effekt: Materialeinsparungen führen zur Preissenkung und steigern den Konsum.
Die Konsistenzstrategie strebt den nachhaltigen Herstellungsprozess von Gütern an, bei deren Produktion kein Müll anfällt, also in Übereinstimmung mit natürlichen Stoffkreisläufen (Öko-Effektivität). Auch die Natur produziert große Mengen „Abfall“. Sie ist nicht ökoeffizient, aber als nachhaltiges System dennoch ökoeffektiv. Für die Konsistenzstrategie sind nicht nur technische Innovationen nötig, sondern große organisatorische Änderungen bei Design, Produktion, Verteilung und Rückführung von Produkten („Cradle to Cradle“, z.B. kompostierbare T-Shirts, essbare Verpackung).
Resilienz hilft Menschen oder Systemen, in krisenreichen Zeiten widerstandsfähig und belastbar zu bleiben. Ob das Gesundheitssystem durch Covid-19 oder das Ökosystem in Zeiten des Klimawandels – eine hohe Resilienz schützt das System vor dem Zusammenbruch. Einsparungen, wie z.B. CO2, können die Resilienz eines Systems erhöhen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Reservekapazitäten vorhanden sind und nicht am falschen Ende gespart wird (vgl. Suffizienz). Auch die Konsistenz im Sinne eines Wirtschaftens im Einklang mit der Natur beeinflusst die Resilienz positiv.

Machtverhältnisse

Politische, ökonomische, soziale und kulturelle Abhängigkeiten sowie Ausbeutung und Diskriminierung sind kennzeichnend für globale und gesellschaftliche Machtverhältnisse. Mechanismen, die diese Machtverhältnisse aufrechterhalten, sind z.B. aufgezwungene Freihandelsabkommen mit unfairen Konditionen, Zölle und begrenzte Exportmengen für Länder des Globalen Südens sowie gesicherte Rohstoffimporte, kontrollierte Absatzmärkte und subventionierte Exportwirtschaft für Länder des Globalen Nordens. Gegen diese diskriminierenden globalen Strukturen, die als Folge der Kolonialzeit in ehemals besetzten Gebieten weiter bestehen, wehren sich Menschen vieler Länder des Globalen Südens und auch des Globalen Nordens. Forderungen sind u. a. der Schutz von Menschenrechten und der Natur, Selbstbestimmungs- und Mitbestimmungsrechte, solidarische Gemeinschaftsstrukturen, Verbote ausbeuterischer Projekte und Dekolonialisierung.

Partizipation

Die aktive Beteiligung und Einbeziehung von Menschen oder Organisationen in Entscheidungsprozesse sind in einer demokratischen Gesellschaft nicht unbekannt. Doch nicht nur in der Politik, sondern auch in vielen anderen Bereichen ist Partizipation möglich: in Unternehmen, Institutionen, in Bildungseinrichtungen, bei der Gestaltung von Lebensräumen oder innerhalb der Familie. Gemeinsames Planen, Mitentscheiden und Handeln stärken den sozialen Zusammenhalt. Kinder und Jugendliche zu befähigen, sich aktiv und selbstbestimmt an der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft zu beteiligen, ist nicht nur eine Grundhaltung der Pädagogik, sondern auch ein wichtigstes und zentrales Bildungsziel von BNE.

BNE-Konzeption München

Der Münchner Stadtrat hat das Referat für Bildung und Sport und das Referat für Gesundheit und Umwelt beauftragt, bis 2022 eine BNE-Konzeption für München zu erstellen. Die Mitglieder der Akteursplattform BNE arbeiten in verschiedenen Arbeitskreisen an der Erstellung dieser BNE-Konzeption mit und bringen ihre Perspektiven und Erfahrungen ein.